(Ausgabe Schrot&Korn 02/2019) In Schweden setzt sich ein neuer Trend durch: flygskam, sich wegen seiner Flugreisen schämen. Zum Glück kann man im Urlaub auch auf dem Boden bleiben. 

Bio-Hotel Strandeck auf Langeoog liegt nur wenige Minuten vom Strand entfernt – eine Traumlage. Hier verbringen jedes Jahr Menschen aus ganz Deutschland ihren Urlaub. Doch die gute Lage auf der Nordseeinsel könnte Hotelbesitzerin Maike Recktenwald bald zum Verhängnis werden. Der steigende Meeresspiegel, häufigere Sturmfluten und Unwetter bedrohen die Idylle. Maike Recktenwald hat deshalb die EU verklagt. Die Gastronomin reichte zusammen mit zehn Familien aus fünf EU-Ländern sowie aus Fidschi und Kenia Anfang 2018 eine Klage gegen die Klimapolitik der EU am Gericht der Europäischen Union ein. Sie erklärt dazu: „Im Nationalpark Wattenmeer leben wir mitten in der Natur und spüren den Klimawandel in unserem Alltag.“ Die Klimaschutzpolitik der EU reiche nicht aus, um wirklich die Bürger zu schützen. Ihr Familienhotel fürchtet um seine Existenz, denn die Staaten der Welt stoßen weiterhin zu viel CO2 in die Atmosphäre aus und betreiben keinen konsequenten Klimaschutz.

Wie Familie Recktenwald geht es immer mehr Unternehmen, die vom Tourismus abhängen. Küsten und Inseln sind vom steigenden Meer bedroht. Gebirgsregionen leiden unter kurzen, schneearmen Wintern. Im letzten Oktober vermeldete ein Skiort in Tirol, man habe die ersten Pisten komplett künstlich beschneit – bei elf Grad Außentemperatur. Hydrologen und Umweltverbände schätzen vorsichtig, dass bereits heute rund die Hälfte der europäischen Skigebiete während der gesamten Wintersaison künstlich beschneit werde. Schneekanonen fressen sehr viel Energie und verbrauchen Unmengen Wasser – bevorzugt aus natürlichen Wasservorräten. Das verschlechtert die CO2-Bilanz der Skiorte beträchtlich und schadet dem Klima wiederum: ein Teufelskreis. Der Deutsche Alpenverein und das Umweltbundesamt warnen, dass in rund 20 Jahren nur noch halb so viele Skigebiete schneesicher sein könnten – trotz künstlicher Beschneiung.

Doch viele Tourismusorte wollen das nicht wahrhaben und ignorieren den Klimawandel. Statt für mehr Klimaschutz einzutreten wie Frau Recktenwald auf der Nordseeinsel Langeoog investieren sie in neue oder noch größere Skigebiete in immer höheren Lagen – allen regionalen Klimaprognosen zum Trotz. (Mehr auf: LINK)