(Forum Medienzukunft/Frankfurt am Main, 26/4/22) Podiumsdiskussion des lpr-forum-medienzukunft2022 unter dem Titel „Ein Lob der Haltung“ – über die Frage, wie der Journalismus die großen Krisen dieser Welt begleiten kann
Wird die Welt besser werden, wenn intelligente Maschinen Entscheidungen übernehmen? Oder führt die Abwendung von der Rationalität und die Hinwendung zu Gefühlen zu mehr Resilienz, die Gesellschaften so dringend brauchen? Weder noch, sagt Viktor Mayer-Schönberger. Aus Sicht des Professors of Internet Governance and Regulation an der University of Oxford verkennen beide Ansätze „die Kraft menschlichen Denkens“, also „die Fähigkeit, sich eine andere Welt vorzustellen und daraus bessere Entscheidungen zu treffen“. Dazu bedarf es, so der Autor zahlreicher Bücher zur Digitalisierung, mehr Vielfalt an Denkmodellen und mehr mediale Vielfalt. Auch der Demokratieforscher Wolfgang Merkel sieht eine Verengung des öffentlichen Diskurses: „Ein Gespenst geht um in Deutschland: das Gespenst des Moralismus“, sagt der emeritierte Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt Universität und Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin. Es erscheine in allen großen Fragen unserer Zeit: Migration, Klima, Pandemie und Krieg. Die Folge: „Es zwingt in den öffentlichen Diskursen zur Positionierung, führt zur Lagerbildung und polarisiert unsere Gesellschaft.
“Und was bedeutet das für Medien und Journalismus? Ein Bekenntnis zur Suche nach Fakten, zu Unabhängigkeit, zu Grundrechten, zur Demokratie ist gefordert, so Alexandra Borchardt. „In einer Welt der Über-Information, in der Fakten oft hinter Meinungen verschwinden, ist das schöne Wort Haltung in Misskredit geraten – zu Unrecht.“ Für die Journalistin und Beraterin zeigen die gegenwärtigen Krisen und Katastrophen deutlich: „Journalismus ohne Haltung ist nicht möglich.“
Viktor Mayer-Schönberger eröffnet das lpr-forum-medienzukunft2022 mit der Keynote „Über Bauchgefühl und Maschinengläubigkeit hinaus“ und diskutiert anschließend die Gestaltung der digitalen Welt mit der Sozialpsychologin Ayline Heller, Ko-Autorin der Leipziger Autoritarismus-Studie2022, der Rechtswissenschaftlerin Indra Spiecker gen. Döhmann, Universität Frankfurt, und dem Journalisten und Autor Andrian Kreye (Süddeutsche Zeitung).
Alexandra Borchardt geht in der zweiten Keynote des lpr-forum-medienzukunft2022 unter dem Titel „Ein Lob der Haltung“ der Frage nach, wie der Journalismus die großen Krisen dieser Welt begleiten kann und debattiert darüber mit der Autorin und Umwelt-Journalistin Susanne Götze (Der Spiegel), der Psychologin Mirjam Jenny, Leiterin des Bereichs Science2Society der Universität Erfurt, und Sonja Schwetje, Chefredakteurin von n-tv und RTL News.
Der Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel analysiert „Die nervöse Republik“, wenn er über Moralismus und Demokratie spricht. Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann beschreibt Wege, wie die Demokratie gegen „Hass, Hetze und Desinformation“ zu schützen ist. Das Fazit der Tagung zieht der Heidelberger Autor und Journalist Adrian Lobe.Es moderieren Ingrid Scheithauer und Frederik Steen (Zoom-Chat).
Das lpr-forum-medienzukunft ist eine Veranstaltungsreihe der Medienanstalt Hessen, die in ihren jährlichen Ausgaben seit 2009 sich mit den Veränderungen und Umbrüchen in Medien und Gesellschaft befasst, die das Internet und die Digitalisierung ausgelöst haben und weiter vorantreiben.Auch die diesjährige Ausgabe findet als Hybridveranstaltung statt.Das komplette ProgrammAlle weiteren Informationen unter lpr-forum-medienzukunft Die resiliente GesellschaftÜber die nötige Vielfalt an Denkmodellen und den Journalismus in Krisen-Zeiten