(Der SPIEGEL 10/09/21) Es bleiben nur noch wenige Wochen bis zum Uno-Klimagipfel in Glasgow. Kommen die neuen afghanischen Machthaber? Allen Grund hätten sie: Das Land leidet besonders unter den Folgen der Erderwärmung.

Rund drei Monate vor der Uno-Klimakonferenz haben die Taliban nach 20 Jahren Nato-Militäreinsatz in Afghanistan die Macht übernommen und eine Regierung gebildet. Tausende fliehen vor dem neuen Regime, besonders Frauen fürchten Unterdrückung, Kritiker der Islamisten Verfolgung. Das Land versinkt in Chaos und Gewalt.
Da das Land kein Industrie-, sondern Agrarstaat ist, trifft das veränderte Klima die Menschen besonders hart. Afghanische Bauern leben vom Anbau und Export von Produkten wie Granatäpfeln, Pinienkernen und Rosinen. Gleichzeitig müssen sich viele mit ihren Feldern selbst versorgen.
Länder wie Afghanistan sind auf internationale Hilfe angewiesen – allein können sie sich weder an die Klimafolgen anpassen noch ihre Produktion umstellen oder überhaupt das Land elektrifizieren. Deshalb ist es gar nicht so abwegig, sich die Taliban auf der Klimakonferenz in Glasgow vorzustellen. Genauso wie viele andere arme Länder könnten sie durch das Pariser Abkommen auf finanzielle Hilfen und einen Technologietransfer hoffen. Ihre neuen Minister hätten also allen Grund, im November einen Flug in die britische Metropole zu buchen.
Subtext: Erst wenn der Westen das neue Regime anerkennt, können die Taliban nach Glasgow. Und weil die Taliban auf Entwicklungshilfe angewiesen sind, könnten sie sich irgendwann nach außen moderat geben, sich auf Deals mit dem Westen einlassen und würden irgendwann doch anerkannt. Dann könnten sie auch zur Uno-Klimakonferenz. Genauso wie Nordkorea, der Kongo oder Belarus.