(Übermedien 23/4/2020) Sie strahlen Selbstsicherheit aus, haben auf alles eine Antwort und fahren anderen über den Mund: Die Krise gebiert die Sehnsucht nach dem „starken Mann“. Seit Mitte März gibt es davon auffallend viele in den Medien. Die weibliche Hälfte der Bevölkerung hat das Nachsehen.

Das Bild in der Klatschzeitschrift „Paris Match“ erinnert an das alte Rom, als sich die Senatoren in weißen Gewändern um ihren Kaiser scharrten: Sechzehn grauhaarige Männer umringen den französischen Staatschef vor Türen voller Blattgold. Überschrift: Der Kriegsrat.

Der doppelseitige Aufmacher bedient die Stereotypen vergangener Zeiten. Abgebildet ist der Krisenstab von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Allerdings nicht vollständig: Die weiblichen Mitglieder fehlen. Das Foto in „Paris Match“ zeigt sie nicht, sie sitzen auf der anderen Tischseite. Einen Tag später bringt die größte Lokalzeitung Frankreichs, „le Parisien“, vier Männer auf dem Titel, die über die Welt nach Corona philosophierten. Der Mann wird auch hier als Krisenmanager inszeniert.

Vielleicht ist es ein uralter Reflex. Eingeschrieben in unsere Kultur-DNA dank eines jahrhundertealten patriarchalen Erbes. Aber er funktioniert – zumindest in einschlägigen Redaktionen. Doch im 21. Jahrhundert bleibt dieses Medienklischee zumindest nicht mehr unkommentiert. Am wenigsten in Frankreich, wo für die Emanzipation weitaus mehr getan wird als in Deutschland.

Die Männerrunden wurden im Nachbarland nicht nur auf Twitter und in Radiosendungen heftig kritisiert, sondern das Gleichstellungsministerium berief auch ein Team für die Mission „Emanzipation in Krisenzeiten“ ein. (…)

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Der Text entstand zusammen mit Annika Joeres.