(Der SPIEGEL 17/01/2021) Über die Ostsee kommt mit Nord Stream 2 noch mehr Gas aus Russland, und in Niedersachsen legen bald Tanker mit Flüssiggas an. Die Importe sind angeblich ein Beitrag zum Klimaschutz. Doch stimmt das?
Der kalte Gaskrieg geht mitten durch Deutschland: An der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern soll bald noch mehr russisches Gas durch die zweite Ostseepipeline fließen. An der niedersächsischen Nordseeküste hingegen könnten schon bald in großem Stil Flüssiggastanker aus den USA anlanden.
Deutschland ist aufgrund seiner Lage zum geostrategischen Spielball zwischen USA und Russland geworden. Beide Supermächte wollen Ost- und Nordseeküste als Einfallstor für ihre Gasexporte nach Europa nutzen.
Gerade entscheidet sich an zwei Standorten, welche Rolle Erdgas in den nächsten Jahrzehnten spielen wird:
- Die Ostseepipeline Nord Stream 2 steht kurz vor ihrer Fertigstellung. Der russische Gasriese Gazprom schaffte in den vergangenen Jahren Tatsachen. Die Rohre wurden verlegt, obwohl es in vielen Anrainerstaaten und auch in der EU Widerstand gegen das Projekt gab. Die USA drohen seit Jahren mit Sanktionen.
- Die US-Regierung will ebenfalls Gas nach Europa exportieren. Dafür wird gerade die Infrastruktur geschaffen: Insgesamt sind in Niedersachsen und Schleswig-Holstein drei Flüssiggas-Terminals geplant, um Schiffsladungen aus den USA zu empfangen. Ein Terminal in Wilhelmshaven steht derzeit auf der Kippe.
Nicht nur Nord Stream 2 ist umstritten
Neben Nord Stream 2 soll nun in Niedersachsen als Nächstes das Flüssiggas-Terminal in Stade genehmigt werden. Die Betreiber suchen nach eigenen Angaben bereits in den USA nach Kunden. Die Pläne für einen kommerziellen LNG-Import in großem Stil sind aber weniger bekannt. Dabei sind diese aus Klima- und Umweltschutzsicht mindestens genauso bedenklich. Das geht auch aus einem Gutachten der Deutschen Umwelthilfe hervor, das dem SPIEGEL vorliegt.
Das Flüssiggas aus Exportländern wie den USA würde in riesigen Tankern transportiert, die bis zu 350 Meter lang seien. Pro Woche würden in Stade künftig mehrere von diesen Megatankern anlanden. Dafür müsste die Elbe weiter ausgebaggert werden. Die Ladung der Schiffe sei zudem hochexplosiv und im Hafen des Terminals befinde sich eine riesige Chemiefabrik von Dow Chemical. In der Nähe sei zudem noch ein Atommülllager geplant. Außerdem grenzt an den Hafen ein Naturschutzgebiet.
Zudem fehlten in den Planungsunterlagen für den Terminalbau die Folgen fürs Klima, heißt es in dem Gutachten. Wie viele Emissionen durch den Gasimport entstünden, würde komplett ausgeblendet.
(Kompletten Beitrag auf SPIEGEL.de)