(Der SPIEGEL 6/2/2021) Armin Laschet wettert gegen Aktivisten im Hambacher Forst. Ein Hörfunkbeitrag darüber steht zweieinhalb Stunden in der ARD-Mediathek, dann verschwindet er. Warum?

Auf dem Video ist nicht viel zu sehen außer gut polierten Schuhen und Autoreifen. Aber es ist etwas Interessantes zu hören, die unverkennbare Stimme des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. Aktivisten haben ihn im Jahr 2019 nach einer CDU-Veranstaltung in Düren abgefangen. Es geht um den Hambacher Forst, den Laschets Regierung 2018 räumen ließ. Der Energiekonzern RWE wollte den Wald roden lassen, um Braunkohle abzubauen.

Ob er nachts noch ruhig schlafen könne mit der Entscheidung, fragt eine Frau in dem Video. Laschet wiegelt erst ab und redet sich dann in Rage. »Ja, ich brauch auch einen Vorwand, sonst kann man doch nicht tätig werden. Ich wollte den Wald räumen, ich wollte den Wald räumen.«

Die Landesregierung hatte als offiziellen Grund für den Polizeieinsatz Verstöße gegen Brandschutzvorschriften angeführt. Im Spätsommer 2019 jedoch untermauerten veröffentlichte interne Gutachten den Verdacht, dass dieses Argument nur vorgeschoben war. Laschet hatte dazu geschwiegen – bis zu jenem verheerenden Satz in dem Video.

Der heimlich aufgenommene Film wurde WDR-Redakteur Jürgen Döschner zugespielt, einem für seine investigativen Recherchen über Industrie- und Energiepolitik bekannten und mit Preisen ausgezeichneten Journalisten. Er sah offenbar politischen Sprengstoff in der Aufnahme und verfasste einen Beitrag fürs Radio: »Hambacher Forst: Räumung brauchte Vorwand«. Am 18. September 2019 um 17 Uhr wurde er in der ARD-Audiothek veröffentlicht.

Doch zweieinhalb Stunden später nahm der WDR den Beitrag wieder von der Seite – die Veröffentlichung im Radio und auf Tagesschau.de wurde gestoppt. Aufmerksame Hörer beschwerten sich.

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