(Der SPIEGEL, 11/9/2020) „Wir haben viele Menschen beim Klimaschutz enttäuscht“, erklärt der Wirtschaftsminister und will mit einem 20-Punkte-Plan die Erderwärmung zur Chefsache machen. Was ist von Altmaiers Sinneswandel zu halten?

Die Bundesregierung wolle nachsteuern, wenn die EU-Klimaziele angehoben würden, heißt es von Peter Altmaier. „Wir werden den europäischen Emissionshandel und nationale CO2-Bepreisung entsprechend den EU-Beschlüssen anpassen müssen.“ Altmaier verbucht das ebenfalls als Teil seiner neuen Klimakampagne: „Ich hätte diesen Vorstoß nicht gemacht, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass wir einen Paradigmenwechsel brauchen.“
Doch nicht nur Grüne und Fridays for Future, sondern auch die Industrie drängt immer mehr auf eine verlässliche Klimapolitik. Das spürt auch der Wirtschaftsminister. Als er vor einem Monat den Stahlgiganten Thyssenkrupp in Duisburg besuchte, ging es nur um eins: Wie die Politik der Industrie beim Klimaschutz helfen kann.
Nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Plans trägt auch bei, dass Altmaier diesen anscheinend im kompletten Alleingang und ohne Absprache mit seinen Kabinettskollegen oder der Kanzlerin in den Ring wirft. Vor allem die Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) dürfte darüber nicht sehr erfreut sein. Sie könne ja auch Vorschläge machen, stichelte der Wirtschaftsminister.