(Der SPIEGEL 25/09/2020) Der Uno-Klimagipfel verschoben, an der Spitze wichtiger Staaten Klimaleugner wie Donald Trump: Trotzdem glaubt der britische Chefdiplomat John Murton noch an einen Sieg der Vernunft bei Klimafragen.
Eigentlich sollte 2020 das „Klimajahr“ werden und der Uno-Weltklimavertrag starten. Doch dann stoppte die Covid-19-Pandemie die Bemühungen um einen wirksamen Pakt für globalen Klimaschutz. Erst Ende 2021 wollen sich nun die Länder auf der 26. Uno-Klimakonferenz (COP26) im schottischen Glasgow wieder treffen. Großbritannien hat offiziell die COP26-Präsidentschaft übernommen, zuletzt fand die Klimakonferenz in Madrid im Dezember 2019 statt.
Am 12. Dezember will die britische Regierung eine virtuelle Uno-Konferenz einberufen, um die Staaten trotz Covid-19 für mehr Klimaschutz zu motivieren. Das kann gelingen, wenn die Länder ihre Gelder endlich in saubere Energien investieren. Wer diese Möglichkeit nicht erkennt, könnte wirtschaftlich bald abgehängt sein, glaubt der britische Chefdiplomat John Murton. Als COP26-Gesandter der britischen Regierung muss er auch in schwierigen Zeiten arme und reiche Länder motivieren, ihre Wirtschaft radikal umzubauen.
SPIEGEL: In diesem Jahr gibt es erstmals seit 25 Jahren keinen Uno-Klimagipfel. Sie haben den schwierigen Job, die 195 Länder des Pariser Abkommens auf nächstes Jahr zu vertrösten. Wie fühlt es sich in Zeiten von Covid-19 an, ein Klimadiplomat zu sein?
Murton: Fantastisch – trotz allem. Wir sehen seit ein paar Monaten wieder richtig Bewegung in den Verhandlungen. Viele Regierungen und Staatschefs erkennen mittlerweile, dass der Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft in ihrem eigenen Interesse ist. Aus dieser Erkenntnis entstehen dann gute Nachrichten für das Klima.
SPIEGEL: Welche denn? Seit ein paar Monaten hört man eher von Ländern, die ihre Klimaziele nicht erhöhen wollen, weil die Pandemie ihre Wirtschaft geschwächt hat. Bisher haben nur zehn von knapp 200 Ländern höhere Klimaziele angekündigt.
Murton: Erst diese Woche hat China angekündigt, dass es bis 2060 klimaneutral werden will. Und Kalifornien ist ebenfalls vorgeprescht und will schon 2035 Benzin- und Dieselautos verbieten. Andere US-Bundesstaaten haben erklärt, dass sie schon 2050 klimaneutral sein wollen. Auch große Unternehmen wie BP machen mit und verpflichten sich, ihre Öl- und Gasförderung zu drosseln. Oder Microsoft: Der Konzern will sogar CO2-negativ werden – also mehr CO2 einsparen, als er selbst produziert. Das alles ist ein echtes Zeichen für einen Wandel. Vor ein paar Jahren hätte sich das noch niemand vorstellen können.
SPIEGEL: Sie haben ihre Stelle kurz vor dem Covid-19-Ausbruch als COP26-Beauftragter der britischen Regierung angetreten. Plötzlich sprach niemand mehr von Klimaschutz. Hat Sie das nachdenklich gestimmt?
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