(Der SPIEGEL 10.4.2021) Wer aufforstet, gilt als engagierter Klimaschützer – Staaten und Unternehmen weltweit wollen so ihre CO₂-Bilanz drücken. Doch wie sinnvoll sind solche Maßnahmen wirklich?
Die erhoffte Rettung der Welt wird an diesem Tag aus einem Studio in Köln-Mülheim organisiert. Der Sat.1-Moderator Luke Mockridge steht auf der Showbühne in einem Erdkugel-Kostüm. »Ich kann diese Welt nicht retten«, sagt Mockridge, »aber was ich tun kann, ist Bäume pflanzen, um für uns mehr Zeit rauszuholen.«
Dann lässt er sich live nach Mexiko schalten. Dort begrüßt ihn Felix Finkbeiner von der Stiftung Plant for the Planet.
Auf der Yucatán-Halbinsel sei »qualitativ wertvolle Aufforstung für nur einen Euro pro Baum möglich«, erfährt man. Beste Voraussetzung für den »Sat.1-Wald«, frohlockt Mockridge: »Mit 1000 Bäumen legen wir direkt mal los.« Auch die Zuschauer sollen mitmachen. Mockridge wirft eine Euromünze in eine Sparbox. Ein kleiner Pappbaum klappt nach oben.
Mitte März strahlte Sat.1 die »Waldrekord-Woche« aus, eine Folge von Beiträgen zu Themen der Nachhaltigkeit. Am Ende hatten die Zuschauerinnen und Zuschauer der Show rund 1,5 Millionen Euro gespendet. Da war er, der »Waldrekord!«.
Bäume pflanzen und damit die Welt retten – die Idee sprießt und gedeiht. Autokonzerne wie VW oder Toyota, Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France oder KLM, die Einzelhändler Edeka und Rewe: Sie alle versuchen, mit Pflanzaktionen ihr Klima-Image aufzupeppen.
Schokoladentafeln und Wein, Kaffee und Geflügelfleisch werden mit gutem Baumgewissen gekauft. Sogar der Papst lässt pflanzen: »Pro Katholik ein Baum« heißt die Kampagne des Vatikans.
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